Privatisierungspotentiale in der Europäischen Union

Privatisierung ermöglicht Schuldenabbau, Wachstumsfinanzierung und Produktivitätssteigerungen – EU-Staaten besitzen Unternehmensanteile im Wert von über 500 Milliarden Euro.

Mit der konsequenten Privatisierung von Unternehmensanteilen im öffentlichen Eigentum könnten die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union Einnahmen von über 500 Milliarden Euro erreichen. Ein europaweites Privatisierungsprogramm würde sowohl eine Absenkung der hohen Verschuldung ermöglichen als auch Wachstumsperspektiven für Europa eröffnen.

Die Studie weist die Marktwerte des Eigenkapitals von Unternehmen aus, die ganz oder teilweise im Eigentum der öffentlichen Hand stehen. Demnach verfügen die EU-Staaten in den Produktions- und Dienstleistungssektoren über ein Produktivvermögen von über einer halben Billion Euro. Nicht in die Berechnungen einbezogen wurden Unternehmen mit hoheitlichen Aufgaben oder aus dem Bereich der Daseinsvorsorge sowie von der öffentlichen Hand direkt gehaltenes Immobilienvermögen.

Im Detail umfasst die Studie insgesamt vierzehn Mitgliedstaaten mit einem Anteil von 90% an der gesamten Wertschöpfung und 89% an der gesamten Beschäftigung der Europäischen Union. Es sind dies die zehn größten Volkswirtschaften der Eurozone (Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Niederlande, Belgien, Österreich, Finnland, Griechenland und Portugal) sowie vier weitere EU-Mitgliedstaaten außerhalb der Eurozone (Großbritannien, Polen, Tschechien und Rumänien).

Einerseits könnten die Erlöse eines europaweiten Privatisierungsprogramms zum Abbau öffentlicher Schulden verwendet werden. Allerdings würde selbst eine Privatisierung1Privatisierung aller hier erfassten Unternehmensanteile nicht ausreichen, um das Niveau der Staatsverschuldung in Europa auch nur auf das Vorkrisenniveau im Jahr 2007 zurückzuführen. Andererseits würden die Mitgliedsstaaten mehr Handlungsspielraum für die Stärkung ihres Wachstumspotenzials gewinnen können, wenn ein Teil der Privatisierungserlöse investiven Verwendungen zugeführt würde.

Für die mittelfristigen Wachstumsperspektiven in Europa am bedeutendsten ist jedoch ein anderer Effekt: Privatisierung führt zu erheblichen, dauerhaft erzielbaren Produktivitätssteigerungen. Empirische Studien zeigen, dass die Arbeitsproduktivität in den privatisierten Unternehmen im Durchschnitt um circa 20 Prozent zunimmt. Allein mit der Privatisierung bis dato nicht-börsennotierter Unternehmen ginge eine Erhöhung des europäischen BIP um 24 Milliarden Euro oder um rund 0,2 Prozent einher. Ein transparenter Privatisierungsprozess sowie die Auswahl einer geeigneten Privatisierungsmethode sind unerlässlich, damit Privatisierungen zu einem Anstieg der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und zur Absicherung von Arbeitsplätzen beitragen können.

Dateien zum Herunterladen

Ihr Ansprechpartner bei Rückfragen

Mag. Markus Fichtinger, MA
Tel.: +43 676 3200 405
Mail: markus.fichtinger@economica.at