Bedeutung geistigen Eigentums und gewerblicher Schutzrechte für Startups

Der Schutz von Erfindungen bzw. Marken reduziert das unternehmerische Risiko. Da mit der Entwicklung von neuen Verfahren und Produkten teilweise erhebliche Forschungs- und Entwicklungskosten verbunden sind, garantieren Patente und Gebrauchsmuster die exklusiven Verwertungsrechte. Das Österreichische Patentamt beauftragte RiskRe mit einer Erhebung, inwieweit österreichische Startups Schutzrechte nutzen und wie dieses Nutzungsverhalten mit deren Unternehmenserfolg in Verbindung steht.

In der vorliegenden Untersuchung wurden 7,6 Prozent der Startups zumindest ein Schutzrecht zugeordnet, wobei Marken mit 6,3 Prozent am häufigsten vertreten waren. Obwohl Patente und Gebrauchsmuster im Vergleich zu Marken seltener genutzt werden, verfügen österreichische Startups über fast doppelt so viele Patente wie KMUs auf EU-Ebene.  Besonders häufig werden sie von Startups in der Warenherstellung[1] genutzt. Marken hingegen sind ein von mehreren Wirtschaftsbereichen gern genutztes Schutzrecht.

Eine Untersuchung des Unternehmensfortbestands vom Gründungsjahr 2010 bis zum Evaluierungsjahr 2015 hat gezeigt, dass die Überlebensrate von Unternehmen mit mindestens einem Schutzrecht signifikant höher ist. Darüber hinaus steigern mehrere Schutzrechte einer Kategorie nochmals die Wahrscheinlichkeit für einen Unternehmensfortbestand. Getrennt nach Wirtschaftssektoren zeigen sich außerdem signifikant höhere Überlebensraten im Dienstleistungssektor für Startups mit Patenten und/oder Marken im Vergleich zum Gesamtsample. Zusätzlich weisen Startups mit Markenanmeldungen im sekundären Sektor signifikant höhere Überlebenschancen auf.

Eine Betrachtung der Überlebensraten nach dem Zeitpunkt der Anmeldung zeigt darüber hinaus, dass frühe Schutzrechtsanmeldungen (bei Gründung bzw. im ersten Gründungsjahr) zu höheren Überlebensraten führen. Spätere Anmeldungen weisen zwar auch eine höhere Überlebensrate zur Benchmark auf, dieser positive Beitrag ist jedoch geringer. Konnten Startups mit Patenten die ersten vier Unternehmensjahre meistern, stieg ihre Überlebensrate mit dem Stichjahr 2014 wieder an.

Im Zuge einer qualitativen Umfrage stellte sich heraus, dass der Umgang mit Intellectual Property Rights (IPR) bei nur weniger als einem Drittel der Befragten ein wesentlicher Bestandteil war. Dagegen gab es bei beinahe der Hälfte der Unternehmen in weiterer Folge derzeit zumindest unternehmensintern Überlegungen, wobei die begrenzte Verfügbarkeit von Ressourcen hier eine beschränkende Wirkung ausübt. Die Nutzung von Beratungs- und Förderleistungen bzgl. IP im Gründungszeitraum und generell durch das österreichische Patentamt fand für die Unternehmensgründungen 2010 nur sehr eingeschränkt statt. Im Allgemeinen wird der Beitrag von Schutzrechten zum Unternehmenserfolg überwiegend als bedeutend wahrgenommen.

[1] ÖNACE-Abschnitt „C Herstellung von Waren“

Angewandte Methoden

Auf Basis eines Unternehmenssamples (7.148 Startups, Gründungsjahr 2010) sowie einer Unternehmens- und einer Schutzrechtsdatenbank wurde der Beitrag von geistigen Schutzrechten zum Unternehmensfortbestand und verschiedener weiterer Kennzahlen mithilfe statistischer Analysen untersucht.

Im Zuge einer qualitativen Umfrage wurde das Informations- und Nutzungsverhalten hinsichtlich der Schutzrechte des geistigen Eigentums von neugegründeten Unternehmen sowie die Inanspruchnahme von Servicedienstleistungen des Österreichischen Patentamtes erhoben. Die Umfrage richtete sich an insgesamt 2.917 Unternehmen, wovon 3,2 Prozent eine Beantwortung vorgenommen haben.

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